Start Up Arts – Wie mache ich Kunst zu meinem Beruf?
Informations- und Netzwerkveranstaltung für Bildende Künstler*innen
Anlässlich ihres 35-jährigen Jubiläums ludt die Arbeit und Kultur Saarland gGmbH am Mittwoch, dem 5. Juni 2024 um 18.30 Uhr saarländische Künstler*innen ins Theater im Viertel Saarbrücken ein zu einer Informations- und Netzwerkveranstaltung rund um das Thema: Wie mache ich die Kunst zu meinem Beruf? Nach der erfolgreichen Veranstaltung „Start Up Music III“ im Januar, die sich an Musiker*innen richtete, widmete sich „Start Up Arts“ nun der Bildenden Kunst. Eingeladen waren bei freiem Eintritt alle Interessierten und Künstler*innen, die ihre eigene Professionalisierung vorantreiben möchten. Bei vollem Haus erfreute sich "Start Up Arts" ca. 60 Besucher*innen.
Da es keine allgemeingültige Antwort gibt auf die Frage, wie man von Kunst leben kann, wollte die Arbeit und Kultur Saarland mit „Start Up Arts“ vielmehr durch vielfältige Perspektiven inspirieren, eigene Lösungen zu finden. In der Gesprächsrunde gewährten vier etablierte Künstler*innen, die im Saarland ihren Lebensmittelpunkt haben, Einblicke in ihren Arbeitsalltag und Werdegang und berichteten, welche unterschiedlichen Standbeine ihnen das Leben von der Kunst ermöglichen. Selbstverständlich werden auch Fragen aus dem Publikum beantwortet. Um ein möglichst breites Spektrum abbilden zu können, hatte die Arbeit und Kultur Saarland Speaker*innen aus sehr unterschiedlichen künstlerischen Tätigkeitsfeldern eingeladen:
Kathrin Lambert (Klangkünstlerin, die mit Klangperformances und Installationen arbeitet, als auch über den Verein „Prospektiv e.V.“ das Saarbrücker „Experimance Festival“ für Klangkunst und experimentelle Musik leitet), Elizabeth Pich (deutsch-amerikanische Comic-Autorin, deren Bücher in fünf Sprachen veröffentlicht werden, bekannt für ihre Serie „Fun Girl“ und „War and Peas“), François Schwamborn (deutsch-französischer Video- und Lichtkünstler aus Saarbrücken, dessen Installation „Ordnung und Chaos“ derzeit in der Modernen Galerie Saarbrücken zu sehen ist) und Bahzad Sulaiman (kurdischer Interdisziplinär- und Performancekünstler, dessen Arbeiten international gezeigt werden, zuletzt 2024 Light Art Biennale Hildesheim, 2023 Kunsthalle Mannheim, 2023 Moderne Galerie des Saarlandmuseums, 2022 Esponja House of Culture São Paolo, 2022 Leicester und 2021 Museum Friedland).
In der Pause bot die junge Künstlerin Larissa Peters ihre Performance "Puhpowee" dar und im Anschluss an die Gesprächsrunde gab es die Gelegenheit frei zu netzwerken und neue Kontakte zu knüpfen.
"Start Up Arts" wurde gefördert durch das Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes.
BIOGRAFIEN DER SPEAKER*INNEN
Kathrin Lambert – Klangkünstlerin und Kunst- und Kulturveranstalterin
Nach ihrem Abschluss in Bildender Kunst an der HBKsaar im Jahr 2018, inklusive eines Auslandssemesters an der Akademie der Künste in Tallinn, Estland, erlangte sie von 2018 bis 2020 ihren Meisterschülerstatus bei Prof. Andreas Oldörp an derselben Hochschule. Vor ihrem Kunststudium absolvierte sie eine Ausbildung zur Mediengestalterin und bleibt weiterhin in diesem Bereich aktiv. Zusätzlich erweiterte sie ihr Wissen durch ein Masterstudium im Kulturmanagement an der HTWsaar, das sie 2022 abschloss. Seither ist sie auch in diesem Arbeitsfeld erfolgreich tätig und arbeitete z.B. für das Filmfestival Max Ophüls Preis. Ihre künstlerische Arbeit umfasst Installationen, die sich an architektonischen Elementen orientieren, sowie Klangobjekte, die verschiedene Materialien und Gegenstände wie Haushaltswaren oder Baumaterial kombinieren. In ihren Performances interagiert sie mit selbstgebauten Klangerzeugern, um eine Klangatmosphäre zu schaffen, indem sie die erzeugten Klänge aufnimmt und loopt. Im Jahr 2020 war sie Mitbegründerin des gemeinnützigen Vereins "Prospektiv e.V." in Saarbrücken, der sich der Organisation von Kulturveranstaltungen und der Schaffung von künstlerischen und soziokulturellen Bildungsangeboten widmet. Seit 2016 leitet sie zudem das "Experimance Festival" für Klangkunst und experimentelle Musik in Saarbrücken.
Elizabeth Pich – deutsch-amerikanische Comicautorin
Aufgewachsen in den USA, studierte sie ab 2009 an der HBKsaar Kommunikationsdesign und später an der Universität des Saarlands Informatik. In dieser Zeit vertiefte sich ihre Arbeit mit Illustrationen und Comics und sie gründete gemeinsam mit Mitstudent Jonathan Kunz die Comicreihe „War and Peas“, welche seit mehreren Jahren wöchentlich im Netz erscheint. Zudem veröffentlicht sie ihre Serie „fungirl“, ein endloser Heldinnenepos im Comicformat. Ihre Bücher werden in englisch, französisch, italienisch, spanisch, und deutsch verlegt. Sie arbeitet u.a. für die New York Times, Bloomberg und Hallmark. Ihr aktuelles Buch „fungirl“ erschien im März 2024 bei Edition Moderne und ist aktuell für den renommierten „Max und Moritz-Preis“ nominiert, welcher als wichtigste Auszeichnung für grafische Literatur im deutschsprachigen Raum gilt.
François Schwamborn – deutsch-französischer Video- und Licht-Künstler
Im Anschluss an sein deutsch-französisches Abitur 2005 am DFG in Saarbrücken, studierte er Media Arts und Design an der HBKsaar mit Abschluss 2014. Bis 2019 gab er Workshops in Videotechnik und ‚Creative Coding‘ als Lehrbeauftragter an der HBKsaar. Zwischen 2015 und 2018 war er Projektleiter des „Rotationen Projekts“. Wichtige Meileinsteine/Stationen in der Karriere des Künstlers sind die Nominierung für den „Robert-Schuman-Preis“ 2018, die Teilnahme an der „Columina“ in Köln 2020, die Gruppen Ausstellung „Panta Rhei“ in Köln 2022 (zusammen mit Mischa Kuball, Hartung & Trenz und Jaqueline Henn) und aktuell die Ausstellung „Ordnung und Chaos“ 2024 in der „Modernen Galerie“ des Saarlandmuseums in Saarbrücken.
Bahzad Sulaiman – kurdischer Interdisziplinär- und Performancekünstler
Nach seinem Studium der Bildhauerei an der „Universität der Schönen Künste“ in Damaskus und des Szenografiestudiums an der „Theaterakademie“ in Damaskus, kam er 2016 nach Saarbrücken und schloss 2019 sein Masterstudium in Performance und Installation an der HBKsaar ab. In seinen interdisziplinären Arbeiten beschäftigt er sich mit aktuellen gesellschaftlichen und politischen Themen, die vom Zusammenspiel von Identität und Räumen bis hin zu Nachhaltigkeit und Klimawandel reichen. 2022 wurde er mit dem „Kulturpreis für Kunst des Regionalverbands Saarbrücken“ für seine Arbeit ausgezeichnet und ferner für seinen Einsatz für die Kunst- und Kulturszene des Saarlandes gewürdigt. Seine Werke wurden weltweit ausgestellt, unter anderem in der Kunsthalle Mannheim, dem Museum Friedland, der Penticton Art Gallery in Kanada, dem Festival d'Aix-en-Provence, dem Esponja House of Culture São Paulo in Brasilien, dem Journeys Festival International in Großbritannien, der Modernen Galerie des Saarlandmuseums, Museum Stübing in Österreich, dem LUNA Light Art Festival in den Niederlanden, sowie in der Türkei, Belgien, Bulgarien, Spanien und Syrien.
PERFORMANCE
Larissa Peters
Larissa Peters begreift Kunst als Medium für co-laborative und intraaktive Begegnungen mit Menschen, Tieren und Pflanzen. Im Bereich Public Art und Public Design erforscht und entwickelt sie seit 2019 postindustrielles Design und queerlandschaftliche Commoning Art im Saarland (nonbinäre, kollektive Gestaltungsprozesse mit Lebewesen). Ihre textilen Transformationsoutfits, spielerisch-kinetischen Erfahrungsplastiken und sozial aktiven Performance-Tools sind haptische und körperliche Übersetzer tierischer und menschlicher Emotionen innerhalb intraaktiver und partizipatorischer Rauminstallationen. Sie ist seit 2021 Teil des "Planet Dance Ensembles" - einer nomadischen Performancecrew für erfrischende Alltagsperspektiven, Wahrnehmungs- und Bewegungsexperimenten. 2021 gründete sie zusammen mit der Produktdesignerin Donata Koschel das "Fliegende S" - einem performativ-gestalterischen Stadtforschungskollektiv für social und nature engaged Design- und urbanen Gemeinschaftsprojekten, um einen dritten Ort für Social Community und zwischenmenschlichen Austausch in verschiedenen Saarstadtlandschaften miteinander zu formen.
Larissa Peters - Foto: Anita Peters